Ich bin DER PIPPO, ein links-grüner Gutmensch, 1980 in Aachen geboren und in einer Arbeiterfamilie in direkter Bahnhofsnähe aufgewachsen. Wir bewohnten eine 3-Zimmer-Wohnung im 1. Stock und ich
teilte mir bis ins Teenager-Alter ein Zimmer mit meinem Bruder.
Richtig arm waren wir nicht, aber wir waren definitiv nicht wohlhabend. Geld für Essen und für Fußballschuhe war meistens ausreichend vorhanden, für Markenklamotten, Spielekonsolen oder anderen
Luxus hingegen nicht. Fahrräder gab's vom Fahrradflohmarkt. Und gelegentlich war das Geld auch mal recht knapp. Dann war sparen angesagt, keine Süßigkeiten, kein Kindergeburtstag...
Im Alter von 14 Jahren fing ich an, mir in Ferienjobs etwas eigenes Geld zu verdienen.
Das Viertel, in dem ich aufwuchs, war wohl ein klassisches Arbeiterviertel; wenig Grün, keine Spielplätze, nur Häuser, Straßen, Autos und der Bahndamm in unmittelbarer Nähe. 10 Minuten
entfernt gab es einen Bolzplatz, wo sich alle Jungs des Viertels bei jedem Wetter trafen.
Das angrenzende Wohnviertel war schon etwas wohlhabender, der Aachener Süden fing hier an.
Als Jugendliche wurde uns die soziale Schieflage langsam bewusst. Wir hörten Metal und Punk, machten Erfahrungen mit Alkohol und Gras, klauten Zigaretten, Baustellenschilder und -lampen,
rannten mit Springerstiefeln über die Luxuskarren im Aachener Südviertel und machten allerlei anderen Blödsinn. Wir glaubten sicher nicht, dass wir damit etwas ändern würden, wir suchten wohl
nur ein Ventil für unseren Frust.
Ich fing schon relativ früh an, mich für Politik zu interessieren, schaute mit meinen Eltern die Tagesschau und las die Tageszeitung und den Spiegel, wenn mein Vater ihn mal mitbrachte und
ging auf Demos.
Nach dem Abitur leistete ich meinen Zivildienst ab und machte eine Ausbildung zum Tischler.
Bei meiner ersten Bundestagswahl wählte ich die SPD, wie meine Eltern auch. Leider hat die SPD die Agenda 2010 verbrochen mit Hartz IV und Leiharbeit. Da ich nach meiner Lehre leider ziemlich
direkt durch das Arbeitsamt in die Leiharbeit gezwungen wurde, arbeitete ich 40 Stunden in der Woche für gerade mal 860€ im Monat. Ich war gerade Vater geworden, von den paar Kröten kann man
eine Familie nicht ernähren. Mit Abitur und abgeschlossener Ausbildung bekam ich also ein Gehalt unter Hartz-IV-Niveau. Und das über mehrere Jahre.
Die SPD habe ich nie wieder gewählt.
Bei der nächsten Wahl wählte ich aus Protest die MLPD (rechts wählen kam und kommt für mich niemals in Frage!).
Heute habe ich zum Glück einen guten Job bei einem coolen Chef. Außerdem bin ich mittlerweile etwas schlauer und weiß, dass man weder durch Car-walking, noch durch die Protestwahl einer
extremistischen Partei etwas bewirkt. Jedoch fällt es mir schwer, mich mit einer der etablierten Parteien zu identifizieren; mal wählte ich die Linke, mal die Grünen. Bei den letzten Wahlen
entschied ich mich für die Partei, die der Wahl-o-Mat ausspuckte: die ÖdP.